Dezember 26, 2024

Wie probiotische Bakterien Wundheilung und Haarwachstum anregen

Probiotische Bakterien können das Haarwachstum anregen

Probiotische Bakterien können zu einer guten, stabilen Gesundheit beitragen, indem sie unter anderem das Immunsystem stärken, Entzündungen bekämpfen und uns allgemein stärken. Das ist wohl kein Geheimnis mehr. Aber dass das Werk von Darmbakterien sich auf Haut und Haaren bemerkbar macht, überrascht doch. Oder nicht? Trotzdem können sie tatsächlich das Haarwachstum anregen und die Wundheilung fördern.

Glänzende, kräftige Haare und eine schöne Haut gelten weltweit als Zeichen für gute Gesundheit, ebenso wie eine rasche Wundheilung. Nun gibt es Studienergebnisse, die nahe legen, dass probiotische Milchsäurebakterien unserer Haut zu strahlender Schönheit verhelfen.

Probiotika boosten Haut und Haare

Auf die Spur, dass Darmbakterien das Haarwachstum anregen, kamen Forschende, als sie sich mit Studien zum Verdauungstrakt beschäftigten. Ihnen fiel auf, dass Mäuse, denen sie im Rahmen ihrer Studien einen probiotischen Joghurt verabreichten, ein besonders glänzendes Fell bekamen, und das nach nur sieben Tagen nach Beginn der Studie. Das Fell der Kontrollgruppe, die keine Probiotika bekam, war dagegen stumpf und die Tiere litten sogar gelegentlich unter Dermatitis oder kahlen Stellen. Den Unterschied im Glanz des Felles konnten die Forschenden sogar messen – zumindest bei den Weibchen. Bei den Männchen war der Effekt weniger stark ausgeprägt.

Eine dicke Haut kann das Haarwachstum anregen

Der probiotische Joghurt führte auch dazu, dass die Lederhaut der Mäuse dicker wurde. Die Lederhaut ist die Schicht zwischen der Ober- und Unterhaut. Sie enthält Sinnesrezeptoren, Talg- und Schweißdrüsen sowie die Haarwurzeln. Und die Haarwurzeln reagierten ziemlich heftig auf den probiotischen Joghurt.

Haarwurzeln sind nicht ständig aktiv. Nach einer Weile lassen sie ihr Haar fallen und begeben sich in eine Ruhephase, um dann wieder neue Haarsubstanz zu produzieren. Der probiotische Joghurt konnte das Haarwachstum anregen, denn er führte dazu, dass sich deutlich mehr Haare des Mäusepelzes in der aktiven Wachstumsphase befanden. Die Haare der Kontrollgruppe, die keine Probiotika bekamen, befanden sich im Gegensatz dazu überwiegend in der Ruhephase. Außerdem fanden die Forschenden heraus, dass der probiotische Joghurt die Epithelzellen der Haarfollikel zu einer höheren Sekretion anregte, was den Haaren wohl mehr Glanz verlieh.

Nun, der Joghurt selbst lies die Haare natürlich nicht glänzen, obwohl darin einiges an Nährstoffen enthalten ist. Die Forschenden verabreichten den Mäusen mit dem Trinkwasser Reinkulturen von L. reuteri, dem Milchsäurebakterium, das auch im Joghurt enthalten war. Und das brachte dieselben Ergebnisse: dickere Haut, wachsende Haare, aktivere Talgproduktion für viele kräftige, glänzende Haare.

Okay, probiotische Bakterien aus Joghurt können das Haarwachstum anregen und machen die Haare schön. Das allein ist schon Grund genug, sich zu freuen. Aber es kommt noch besser. In einer anderen Studie, als den Forschenden schon aufgefallen war, dass Probiotika die Haare glänzen lassen, fanden sie heraus, dass dieselben Bakterien noch mehr können.

Probiotika fördern die Wundheilung

In dieser Studie beschäftigten die Forschenden sich mit dem Prozess der Wundheilung. Und sie stellten fest, dass die doppelt so schnell voranging, wenn die Mäuse regelmäßig L. reuteri zu sich nahmen. Das kam daher, dass die Bakterien bestimmte entzündungshemmende Immunzellen aktivierten. Diese lassen sich übrigens auf unberührte Mäuse transplantieren. Diese Tiere zeigen daraufhin eine ebenso beschleunigte Wundheilung, obwohl sie nie mit L. reuteri Kontakt hatten. Die transplantierten Zellen wendeten ihr „Knowhow“ einfach in den Empfängern an.

Der Oxytocinspiegel im Blutplasma der Mäuse stieg nach dem Verzehr von L. reuteri an. Das merkten die Forschenden unter anderem am Verhalten der Mäuse. Sie waren einfach „gut drauf“. Oxytocin wirkt angstlösend und bindungsstärkend und ist deswegen auch als Kuschelhormon bekannt. Es wird im Hypothalamus gebildet und in der Hypophyse gespeichert, bis seine Wirkung benötigt wird.

Es geht nicht ohne Oxytocin und den Vagusnerv

Das beobachtete Verhalten verschwand aber, nachdem man den Mäusen den Vagusnerv durchtrennt hatte. Der Vagusnerv ist einer der zwölf Hirnnerven und der einzige, der den Kopf verlässt und im Körper vagabundiert – daher auch der Name. Er ist eine der Hauptverkehrsachsen, über die der Darm mit dem Gehirn in Verbindung steht. Die Informationen wandern dabei überwiegend vom Darm in den Kopf. Und auch die Botschaften von L. reuteri scheinen diese Route zu nutzen, bevor sie dann im Gehirn die Synthese oder Freisetzung von Oxytocin veranlassen. Nachdem der Nerv durchtrennt war, war der Kuschelzauber vorbei und auch die Wundheilung verlief wieder langsamer.

Aber ist Oxytocin wirklich an dem Prozess beteiligt, oder handelt es sich bei dem erhöhten Oxytocinspiegel nur um eine Korrelation ohne kausalen Zusammenhang? Das fanden die Forschenden heraus, als sie das Experiment mit Mäusen wiederholten, die kein Oxytocin produzieren konnten. Diese Mäuse hatten große Probleme bei der Wundheilung, auch wenn ihnen L. reuteri verabreicht wurde. Der beschleunigende Effekt war verschwunden.

Und nun kommen wir zurück zu den Immunzellen. Die konnten auch in den Mäusen, die kein Oxytocin bilden konnten, in der Lage, die Wundheilung zu beschleunigen.

Das Oxytocin hatte also die Voraussetzung für seine Wirkung in die Zellen implantiert. Und die Mäuse profitierten vom Oxytocin-Effekt, obwohl sie selbst gar keines produzieren konnten. Forschung kann echt spannend sein 🙂

Quellen:

Levkovich T, Poutahidis T, Smillie C, Varian BJ, Ibrahim YM, Lakritz JR, Alm EJ, Erdman SE. Probiotic bacteria induce a ‚glow of health‘. PLoS One. 2013;8(1):e53867. doi: 10.1371/journal.pone.0053867. Epub 2013 Jan 16. PMID: 23342023; PMCID: PMC3547054.

Poutahidis T, Kearney SM, Levkovich T, Qi P, Varian BJ, Lakritz JR, Ibrahim YM, Chatzigiagkos A, Alm EJ, Erdman SE. Microbial symbionts accelerate wound healing via the neuropeptide hormone oxytocin. PLoS One. 2013 Oct 30;8(10):e78898. doi: 10.1371/journal.pone.0078898. PMID: 24205344; PMCID: PMC3813596.

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