Dezember 22, 2024

Lawsonibacter fährt voll auf Kaffee ab

Lawsonibacter ist eines der Darmbakterien, die Kaffee sehr mögen

Es hat sich ja schon rumgesprochen, dass Kaffee durchaus gesund ist und vermutlich ist er das nicht zuletzt das Verdienst der Darmbakterien. Von manchen Bakterien weiß man, dass sie sich bei Kaffeetrinkern wohlfühlen und vermehren. Für Bacteroides, Porphyromonas und Prevotella hat man das beobachtet. Kaffee ist halt unwiderstehlich, auch für unsere Darmflora. Nun hat man mit Lawsonibacter asaccharolyticus einen echten Kaffeefreak identifiziert.

Dass die Ernährung einen großen Einfluss auf das Darm-Mikrobiom hat, ist nichts Neues mehr. Beim Stöbern nach möglichen Verbindungen zwischen Ernährungsgewohnheiten, der Darm-Mikrobiota und unserem eigenen Stoffwechsel durchforsteten Forschende zigtausend Metagenome von verschiedenen Kohorten, die so weitgefächert ausgesucht waren, dass man darüber schon schmunzeln kann. Es waren auch Neugeborene, antike DNA und die Mikrobiome von nicht-menschlichen Primaten darunter. Kann man den Konsum von Kaffee an den Darmbakterien erkennen? Der Kaffeekonsum wurde per Fragebogen ermittelt.

Anhand ihrer Daten konnten sie die Welt in drei Gruppen einteilen: solche mit hohem und moderatem Kaffeekonsum und einer, die gar keinen Kaffee trank. Zwischen diesen Gruppen fanden sie deutliche Unterschiede in der Darmflora. Das Darm-Mikrobiom von Kaffeetrinkern unterschied sich von dem der Nicht-Kaffeetrinker deutlich. Zwischen moderatem und hohem Konsum waren die Unterschiede weniger ausgeprägt. Man ist entweder Kaffeetrinker oder nicht. Es gibt keine dosisabhängigen Nuancierungen. Lawsonibacter macht da keinen Unterschied.

Lawsonibacter asacharaolyticus liebt Kaffee

Insgesamt fanden die Forschenden knapp 300 Arten, deren Häufigkeit vom Kaffeekonsum beeinflusst war. In knapp 50 Fällen übte der Kaffee einen hemmenden Effekt aus. Die anderen vermehrten sich. Der Spitzenreiter unter denen, deren Population zunahm, war Lawsonibacter asaccarolyticus. Er liebt Kaffee, und das unabhängig von dessen Koffeingehalt. Was immer er liebt, Koffein ist es also nicht. Das gilt auch für die übrigen Kaffeefreunde unter den Darmbakterien.

Auch im Labor genießt Lawsonibacter seinen Kaffee. Egal ob echter Mokka oder löslicher Kaffee, mit oder ohne Koffein – mit Kaffee im Kulturmedium wächst Lawsonibacter besser. Und das auch bei Konzentrationen, bei denen andere kommensale Bakterien ihr Wachstum schon einstellen.

Lawsonibacter ist weit verbreitet

Auch in den Gruppen, die niemals Kaffee trinken, besiedelt Lawsonibacter knapp 90 Prozent der Därme. Aber seine Bevölkerungsdichte steigt mit dem Kaffeekonsum auf bis zu 95 Prozent der Individuen. Vieltrinker geben 5 bis 8 Mal soviel Lawsonibacter ein Zuhause wie die Nichttrinker. Zwischen Wenig- und Vieltrinkern schwankt die Population lange nicht so stark.

Das Bakterium der Kaffeetrinker

Im westlichen Teil der Welt ist Lawsonibacter unter Kaffeetrinkern allgegenwärtig. Die Forschenden untersuchten elf Kategorien von möglichen Wirten, die sich in verschiedenen Eigenschaften unterschieden: Alter, Gesundheitszustand, Lebensgewohnheiten und Artzugehörigkeit (!) in 43 Ländern.

Sie fanden Lawsonibacter im Schnitt bei 75 % der urbanen erwachsenen Menschen mit westlichen Lebensgewohnheiten. In ländlichen Gegenden ohne typisch westliche Lebensweise fanden sie viel weniger der Bakterien. Wenig überraschend auch nur sehr selten in Neugeborenen und Kindern, die keinen Kaffee trinken. Und in nur einer von 201 Proben von nicht-menschlichen Primaten. Auch in der Frühzeit war Lawsonibacter nicht verbreitet, konnte aber immerhin in 2 von 37 Proben fossiler DNA nachgewiesen werden.Bei verschiedenen Krankheiten nimmt Lawsonibacter zu, auch bei Kindern und in nicht-westlichen Gesellschaften. Verschiedene Krebsarten und Herz-Kreislauferkrankungen werden hier genannt. Die stärkste Korrelation besteht aber immer mit dem Konsum von Kaffee.

Lawsonibacter hinterlässt Spuren im Blutplasma

Das Profil verschiedener Metabolite aus dem Stoffwechsel von Kaffee korreliert mit dem täglichen Konsum. Und nicht nur das. Auch mit der Bevölkerungsdichte von Lawsonibacter. Kaffee enthält hunderte Inhaltsstoffe, darunter auch reichlich Polyphenole. Eines davon, Chlorogensäure, wird von den Darmbakterien zunächst zu Kaffeesäure und Chinasäure gespalten. bevor es weiter abgebaut wird. Der Plasmagehalt an Chinasäure, Trigonellin und anderen, unbekannten Komponenten aus dem Abbau von Kaffee ist bei L. asaccharolyticus beherbergenden Kaffeetrinkern deutlich erhöht. Trigonellin fördert übrigens die Muskelgesundheit.

Und wer ist jetzt L. asaccarolyticus?

Lawsonibacter gehört zur Familie der Ruminococcaceae. Es kann über den sogenannten Acetyl-CoA Weg Butyrat bilden. Damit zählt er zu den hochgeschätzten Butyratbildnern. Er wurde erst im Jahr 2018 aus dem Stuhl einer 41-jährigen Japanerin isoliert. Interessant – in Japan dürfte der Konsum von Kaffee eher nicht so hoch sein wie im Westen.

Quellen:

Sakamoto, Mitsuo et al. “Lawsonibacter asaccharolyticus gen. nov., sp. nov., a butyrate-producing bacterium isolated from human faeces.” International journal of systematic and evolutionary microbiology vol. 68,6 (2018): 2074-2081. doi:10.1099/ijsem.0.002800

Sakamoto M, Ikeyama N, Yuki M, Ohkuma M. Draft Genome Sequence of Lawsonibacter asaccharolyticus JCM 32166T, a Butyrate-Producing Bacterium, Isolated from Human Feces. Genome Announc. 2018 Jun 21;6(25):e00563-18. doi: 10.1128/genomeA.00563-18. PMID: 29930067; PMCID: PMC6013597.

Manghi P, Bhosle A, Wang K, Marconi R, Selma-Royo M, Ricci L, Asnicar F, Golzato D, Ma W, Hang D, Thompson KN, Franzosa EA, Nabinejad A, Tamburini S, Rimm EB, Garrett WS, Sun Q, Chan AT, Valles-Colomer M, Arumugam M, Bermingham KM, Giordano F, Davies R, Hadjigeorgiou G, Wolf J, Strowig T, Berry SE, Huttenhower C, Spector TD, Segata N, Song M. Coffee consumption is associated with intestinal Lawsonibacter asaccharolyticus abundance and prevalence across multiple cohorts. Nat Microbiol. 2024 Dec;9(12):3120-3134. doi: 10.1038/s41564-024-01858-9. Epub 2024 Nov 18. PMID: 39558133; PMCID: PMC11602726.

Foto: Pixabay / Thomas Ulrich

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