Nun ist das auch geklärt: Erdnüsse knabbern vor dem Fernseher ist nicht so schlecht wie man denkt. Zumindest besser als Cracker. Das haben Forschende um Kristina Petersen aus Texas herausgefunden. Wer vor dem Schlafengehen Erdnüsse knabbert, vermehrt Butyratbildner und steigert die Produktion von Butyrat. Und das ist ziemlich gut, denn Butyrat, eine kurzkettige Fettsäure, nährt die Darmepithelzellen und hat allerlei positive Effekte auf unsere Gesundheit.
Was ging da vor sich?
Es handelte sich um das Nebenprodukt einer Studie über die Wirkung von Snacks auf die Gesundheit von Prädiabetiken, also Leuten, die schon einen erhöhten Nüchternblutzucker haben. Und ganz nebenbei untersuchten die Forschenden, ob das abendliche Knabbern auch in der Welt der Darmbakterien zu sehen sein könnte. Ja, das tat es. Es ist ja kein Geheimnis mehr, dass die Ernährung einen sehr großen Einfluss auf die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota hat. Immer wieder verblüffend ist aber, wie klein die Unterschiede sein können.
Jedenfalls verzehrten zwei Gruppen von Probanden sechs Wochen lang jeden Abend einen kleinen Snack, der entweder aus 28 g gerösteten, ungesalzenen Erdnüssen oder Crackern bestand. Beide Snacks enthielten gleich viel Kalorien,
Protein und auch der Ballaststoffgehalt sehr ähnlich, die Erdnüsse enthielten etwas weniger davon. Der Hauptunterschied lag im Kohlenhydrat- und Fettgehalt. Mit den Erdnüssen nahmen die Probanden 14 g Fett und 6 g Kohlenhydrate zu sich. Mit Crackern 22 g Kohlenhydrate und 6 g Fett. Nach einer vierwöchigen Pause tauschten die Gruppen den abendlichen Snack. Jeweils zu Beginn und Ende einer Phase wurde die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms anhand einer Stuhlprobe untersucht.
Und was kam dabei heraus?
Insgesamt bleib die Struktur de Mikrobioms weitgehend erhalten, die Artenvielfalt veränderte sich nicht. Aber im Detail kam es zu Veränderungen.
Nach sechs Wochen hatten sich nach dem Verzehr von Erdnüssen im Vergleich zu Crackern Ruminokokken signifikant vermehrt. Diese Bakterien produzieren heiß begehrte kurzkettige Fettsäuren und sind natürlich willkommen.
Auch Roseburia hatte sich in der Erdnussgruppe im Verlauf des Experiments vermehrt. Roseburia gehört zur Familie der Lachnospiraceae und produziert auch kurzkettige Fettsäuren.
Ein Blick auf die Genexpression der verschiedenen Gruppen zeigte, dass unter dem Einfluss der Erdnüsse manche Gene an- und andere abgeschaltet wurden.
Ein Gen trat besonders hervor. Es hört auf den unspektakulären Namen K03205 und steht für ein Protein, das an der Synthese von Butyrat beteiligt ist. Seine Aktivität stieg in der Erdnussgruppe an. Dieses Mikrobiom scheint also mehr Butyrat zu produzieren.
Und wer fährt da die Butyratsynthese hoch? Auch das konnten die Forschenden herausfinden. Die zwei wichtigsten K03518 Produzenten waren Blautia und Faecalibacterium prausnitzii. Aber Roseburia intestinalis reagierte am stärksten auf das Angebot von Erdnüssen und steigerte ihren Beitrag um zehn Prozent.
Erdnüsse fördern also die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren, wahrscheinlich Butyrat. Die machen Bakterien aus Ballaststoffen. Der Ballaststoffgehalt war in beiden Snacks aber sehr ähnlich. Etwas anderes muss Blautia, Faecalibacterium und Roseburia angesprochen haben. Obwohl – es kann auch einfach daran liegen, dass die ihnen die Ballaststoffe der Erdnüsse besser gefielen. Es gibt schließlich so unendlich viele Möglichkeiten Zucker auf eine für uns unzugängliche Art zu verknüpfen, dass die einzelnen Ergebnisse nicht mal einen eigenen Namen bekommen. Und die Verwertbarkeit durch die Darmbakterien unterscheidet sich stark.
Dann ist eine Erdnuss ein Naturprodukt und enthält neben den gescreenten Inhaltsstoffen noch eine Unzahl weiterer Verbindungen, Polyphenole zum Beispiel, die den bakteriellen Hunger auf Erdnüsse und die Butyratproduktion angefeuert haben können. Cracker sind dagegen ein hoch verarbeitetes, inhaltlich übersichtliches und wertloses Angebot – nicht nur für die Bakterien übrigens.
Es verblüfft immer wieder, auf welch anscheinend unbedeutende Unterschiede und Änderungen der Ernährung die Darmbakterien stark reagieren. Sonst wäre es auch egal, ob man Hühnchen oder Schweineschnitzel in Butter oder Olivenöl brät.
Quelle:
Sapp, Philip A et al. “Peanuts as a nighttime snack enrich butyrate-producing bacteria compared to an isocaloric lower-fat higher-carbohydrate snack in adults with elevated fasting glucose: A randomized crossover trial.” Clinical nutrition (Edinburgh, Scotland) vol. 41,10 (2022): 2169-2177. doi:10.1016/j.clnu.2022.08.004
Ein Gedanke zu “Der Effekt von Erdnüssen zur Schlafenszeit”