Mai 4, 2024

Die Darmflora der Hunde

Auch beim Hund ist die Darmflora wichtig für die Gesundheit

Um unser eigenes Darm-Mikrobiom machen wir uns mittlerweile sicher viele Gedanken und es wird intensiv erforscht. Aber auch unsere Fellnasen tragen einen Sack voll Darmbakterien mit sich herum. Tatsächlich wird auch die Darmflora der Hunde erforscht. Sie ist unserer gar nicht so unähnlich. Und bei fleischreicher Frischfütterung gedeiht sie prächtig.

Die gesunde Darmflora des Hundes

Die Darmflora eines gesunden Hundes dominieren fünf Bakterienstämme: Firmicutes und Bacteroidetes kennen wir aus unserem eigenen Darm. Vielleicht 😉 . Auch Actinobacteria und Proteobacteria kommen auch bei uns vor. Zu einem gesunden Hundedarm-Mikrobiom gehören aber auch noch Fusobakterien, die in unserer Mikrobiota eher mit negativen Eigenschaften in Verbindung gebracht werden.

Fusobacteria, Bacteroidetes und Firmicutes dominieren, während andere Stämme nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Die Bakterienladung und Vielfalt nimmt entlang des Verdauungstraktes zu. Jeder Darmabschnitt hat seine eigene Aufgabe und auch das kann man an der Zusammensetzung der Bakteriengesellschaft ablesen. Im Dünndarm leben noch Bakterien, die Sauerstoff benötigen oder wenigstens tolerieren, während es später im Dickdarm dann komplett anaerob zugeht.

Firmicutes

  • Clostridien

Wie bei uns gibt es eine eingeschworene Gesellschaft, ein Kern-Mikrobiom, das bei keinem Hund fehlt. Der wichtigste Stamm sind Firmicutes. Und hier gehören Clostridien zu den häufigsten Arten. Die Gruppe der Clostridien besteht aus mehreren Untergruppen, sogenannten Clustern und davon dominieren Cluster IV mit Ruminokokken und Faecalibacterium prausnitzii. Sie sind wichtige Buytyratbildner, produzieren also kurzkettige Fettsäuren. Cluster XI ist mit der Familie Peptostreptococcaceae, zu denen auch C. difficile gehört, vertreten und Cluster XIVa mit Lachnospiraceae, zum Beispiel Blautia. Es sieht gar nicht so viel anders aus als bei uns.

  • Bacilli und Erysipelotrichi

Lactobacilli gibt es auch. Hier dominieren die Gattungen Streptococcus und Lactobacillus. Erysipelotrichales sind ebenfalls gewöhnliche Darmbewohner. Sie vermehren sich bei fettreicher Ernährung. Turicibacter, Catenibacterium und Coprobacillus sind von Bedeutung.

Bacteroidetes

Bei den Bacteroidetes findet man vor allem Prevotella, Bacteroides und weniger Megamonas.

Fusobacteria

Fusobacteria sind typische Darmbewohner von Fleischfressern. Sie vermehren sich bei Hunden, die reichlich Freigang haben und viel Gelegenheiten, ihre Nase in allen möglichen Dreck zu stecken. (Meine Interpretation. O-Ton: „increased in dogs with access to the outdoors“ – aber das haben wohl alle Hunde. )

Es besteht wahrscheinlich eine umgekehrte Relation zwischen Fusobacteria einerseits und Prevotella/Bacteroides andererseits. Hunde, die viele Fusobakterien beherbergen, haben weniger Prevotella/Bacteroides und umgekehrt. Sieht so aus, als würden diese Bakterien um dieselbe Nische konkurrieren.

Proteo- und Actinobacteria

Proteobakterien und Actinobakterien gehören eher in den Dünndarm. Wenn Enterobakterien, die zu den Proteobakterien gehören, verstärkt im Dickdarm vorkommen, kann das auf verschiedene Krankheiten hinweisen. Bei den Actinobacteria sind Corynebakterien (Corynebacterium) und Coriobakterien (z.B. Collinsella) von Bedeutung.

Der Einfluss der Ernährung auf das Darm-Mikrobiom des Hundes

Hunde sind Allesfresser, aber wenn sie die Wahl haben, bevorzugen sie eiweißreiche, fleischhaltige Nahrung. Ihr Pech ist, dass sie heute, als Haushunde, fast ausschließlich mit extrudiertem Trockenfutter ernährt werden. Etwa 95% der Trockenfutter auf dem Markt sind extrudiert. Der Herstellungsprozess von extrudiertem Trockenfutter erfordert einen hohen Anteil an Kohlenhydraten im Teig. Rohfutter, wie zum Beispiel BARF, enthält dagegen kaum Kohlenhydrate und reichlich Fleisch.

Dass die Zusammensetzung der Darmflora der Hunde durch die Ernährungsweise geprägt ist, ist ein alter Hut. Dementsprechend steigt bei Hunden, die von Trockenfutter mit einem hohen Anteil an Pflanzenfasern leben, auch der Anteil an Firmicutes, während Fusobakterien und Proteobakterien abnehmen.

Bei Rohfütterung nehmen Firmicutes ab und Bacteroides und Prevotella vom Stamm der Bacteroidetes reichern sich an. Mit den Firmicutes verschwinden auch wichtige Buryrat-Bildner, die auf die Fermentation von Ballaststoffen spezialisiert sind.

Aber Proteo- und Fusobakterien vermehren sich, ebenso wie zwei Gattungen aus dem Lager der Firmicutes: Lactobacillus und Clostridium. Clostridien haben ja einen eher schlechten Ruf, zumindest, wenn es um unsere eigenen Darmbakterien geht. Aber im Darm von Hunden sind sie allem Anschein nach nicht schädlich, sondern zeugen nur von einer kräftigen Proteinverdauung. Tatsächlich hat man gefunden, dass Clostridien positiv mit dem Proteingehalt der Nahrung korrelieren. Je mehr Protein, desto mehr Clostridien findet man.

Kurzkettige Fettsäuren, wie Butyrat sind wichtig für die Gesundheit des Darmes und tatsächlich findet man es in den Fäzes aller Säugetiere, egal ob Pflanzen- oder Fleischfresser. Wer keine oder nur wenige fermentierbare Kohlenhydrate isst, scheint seinen Bedarf an kurzkettigen Fettsäuren auf anderen Wegen zu decken. Bei Fleischfressern sind das vermutlich Clostridien, die Butyrat aus Protein produzieren können. Zumindest besitzen sie die nötigen Enzyme. Auch Fusobacterium varium kann Protein als Quelle für die Butyratproduktion nutzen. Und Fusobakterien sind in gesunden Hundedarm ja angesehene Bewohner.

Ach ja: Insgesamt ist die Darmflora der Hunde bei Rohfütterung arten- und zahlreicher als bei Trockenfutter.

Ganz nebenbei bemerkt:

Das zeigt, dass das Mikrobiom eben doch redundant ist, und ganz verschiedene Bakteriengruppen dieselben Stoffwechselprodukte liefern können. Vielleicht ist Low Carb oder Keto-Ernährung doch nicht so schädlich wie oft behauptet wird. Das lässt auch das Mikrobiom der Inuit vermuten. Die ernähren sich traditionell sehr fleischlastig, leiden aber trotzdem keinen Mangel an kurzkettigen Fettsäuren. Ein anderer Punkt: Das Mikrobiom ist sehr wohl redundant, auch wenn stellenweise das Gegenteil behauptet wird. S. Schwitalla bringt es in ihrem ansonsten merkwürdigem Buch „Das Mikrobiom Komplott“ auf den Punkt. Sie schreibt sinngemäß: „Egal, wer am Werk ist, Hauptsache die Arbeit wird erledigt.

Dysbiose im Darm weist auf Krankheiten hin

Wenn die Darmflora der Hunde vermehrt fakultativ anaerobe Bakterien enthält, ist das ein Hinweis auf eine gestörte Darmbarriere. In dieser Situation gelangt Sauerstoff aus dem umgebenden Gewebe in den Darm. Das hindert strikte Anaerobier daran, sich zu vermehren und fakultative Anaerobier, wie Enterobakterien, nehmen ihren Platz ein.

Bei akutem unkompliziertem Durchfall nehmen SCFA Bildner wie Blautia, Ruminococcus, Faecalibacterium praunitzii und Turicibacter ab, während Clostridien sich vermehren, die ja möglicherweise SCFA produzieren können.

In der Tat nimmt nur Propionat signifikant ab, während Butyrat sogar zunimmt. Das könnte an der gestörten Resorption von Butyrat durch die gestressten Darmzellen herrühren.

Jedenfalls ändert sich das Profil der kurzkettigen Fettsäuren, sowohl im Darm, als auch in Blut und Harn. Das gesamt metabolische Profil des Hundes ist betroffen.

Wie stärkt man die Darmflora beim Hund?

Gegen eine Dysbiose der Darmflora der Hunde helfen probiotische Bakterien und Präbiotika. Weil Bakterien auch verschiedene Vorlieben haben, kann man, wie es scheint, mit bestimmten Pflanzenfasern manche Bakterien gezielt vermehren.

Mit Rübenschnitzel vermehren sich Firmicutes, besonders Clostridien, weniger Erysipelotrichi und Fusobakterien nehmen ab.

Kartoffelfasern und Sojabohnenschalen lassen Ballaststoff fermentierende Clostridien sprießen, wie Ruminokokken, F. prausnitzii oder Blautia.

Inulin und ähnliche Fructooligosacchride schmecken Erysipelotrichaceae und Turicibacteraceae.

All diese präbiotischen Ballaststoffe, mit Ausnahme von Rübenschnitzel, verbessern auch die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren durch die Darmbakterien.

Inulin als Zugabe zu einer fleischreichen frischen Ernährung hemmt das Wachstum von Enterobakterien und fördert Lactobacillus und Megamonas, während man mit den Zellwänden von Hefezellen Bifidobakterien offensichtlich eine Freude macht.

Quelle:

Pilla, Rachel, and Jan S Suchodolski. “The Role of the Canine Gut Microbiome and Metabolome in Health and Gastrointestinal Disease.” Frontiers in veterinary science vol. 6 498. 14 Jan. 2020, doi:10.3389/fvets.2019.00498

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