Mai 2, 2024

Bacteroidetes, Firmicutes und das Übergewicht

Bacteroidetes und Firmicutes haben nichts mit Übergewicht zu tun

Da bin ich aber echt froh. Bacteroidetes und Firmicutes sind aus dem Schneider, wenn es um Übergewicht geht. Wie man hier sieht, lese ich gerne und viel über Darmbakterien. Meine erste Lektüre war ein Buch mit dem Titel „Schlank mit Darm“. Meine Take Home Message: Firmicutes machen dick und man sollte möglichst wenig davon im Darm beherbergen.

Bacteroidetes und Firmicutes sind die zwei großen Bakterienstämme, die mit bis zu 90 % die weit überwiegende Mehrheit der Darmbakterien stellen. Glaubt man der Literatur, sind Bacteroidetes die Guten, Firmicuten die Bösen.

Aber ich hab weiter gelesen, immer mehr (und aktuellere) Übersichtsartikel über Darmbakterien. Und immer mehr kam ich zu dem Schluss, dass ich durchaus gerne Firmicutes iin meinem persönlichen Mikrobiom beherbergen möchte, denn da sind viele nützliche Darmbewohner darunter. Butyratbildner zum Beispiel. Und von kurzkettigen Fettsäuren, wie Butyrat eine ist, kann man tatsächlich nie genug haben.

Bacteroidetes werden meist als die Gurten dargestellt. Aber ihr Vorkommen ist mit westlicher Ernährung und einem moppeligen Erscheinungsbild assoziiert. Warum sollen die dann gut sein? Die Gattung Bacteroides zeichnet sich dadurch aus, dass sie sehr viele unverdauliche Kohlenhydratverbindungen, auch als Ballaststoffe bekannt, abbauen kann. Experten meinen, es gibt nichts, was Bacteroides nicht klein kriegt. Und diese Bakterien schicken ihr Handwerkszeug in Form von Enzymen, verpackt in sogenannte OMVs in die Welt hinaus, sodass andere Bakterien davon profitieren können. Und das ermöglicht ihnen, diese Energiequellen ebenfalls zu nutzen.

Das könnte den moppeligen Phänotyp ihrer Wirte erklären, vorausgesetzt, er selbst kann dann mit den Abbauprodukten der ehemaligen Ballaststoffe was anfangen.

Die Studie entlastet Bacteroidetes und Firmicutes

Die Autoren meines Übersichtsartikels hier, der aus dem Jahr 2014 stammt, zitieren aber mehrere Studien die zeigen, dass keine Korrelation zwischen Übergewicht und Firmicutenfülle besteht, manche zeigen eine umgekehrte Korrelation. Das wird in der Regel als das Bacteroidetes: Firmicutes Verhältnis angegeben. Manche Studien zeigten bei Fettleibigkeit also ein höheres Bacteroidetes: Firmicutes Verhältnis.

Die Autoren sahen sich die Sache mal genauer an und untersuchten den Zusammenhang zwischen dem BMI und der Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms. Sie analysierten dazu die Ergebnisse zahlreicher Studien.

Die Ergebnisse der Studie

Es besteht keine Verbindung zwischen dem Bacteroidetes : Firmicutes Verhältnis und dem BMI oder Übergewicht. Diese Ergebnisse waren statistisch gut belegt, also ziemlich eindeutig.

Oft liest man auch, dass die Diversität der Bakteriengesellschaft im Darm unter bestimmten Umständen abnimmt. Auch hier konnten die Autoren keinen Zusammenhang finden.

Und zu guter Letzt fanden die Autoren noch, dass das Verhältnis von Bacteroidetes : Firmicutes zwischen verschiedenen Studien stärker schwankt, als zwischen schlanken und fettleibigen Studienteilnehmern.

Fazit:

Ich freu mich, denn meine Welt ist wieder in Ordnung. Was man aber noch festhalten sollte ist, dass Übergewicht oder Schlanksein sich mit Stuhltransplantationen von einem Individuum auf ein anderes übertragen lassen. Das funktioniert auch mit anderen gesundheitlichen Problemen.

Es gibt tatsächlich Bakterien, die mit Schlanksein und guter Gesundheit assoziiert sind. Akkermansia zum Beispiel oder Christensenella. Hier befinden wir uns aber auf der Ebene einzelner Bakterienarten. Eine Einteilung auf der viel höher angesetzten Ebene der Bakterienstämme scheint keinen Sinn zu machen.

Quelle:

Finucane, Mariel M et al. “A taxonomic signature of obesity in the microbiome? Getting to the guts of the matter.” PloS one vol. 9,1 e84689. 8 Jan. 2014, doi:10.1371/journal.pone.0084689

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